Ich
muss schon sagen, der Eurovision Song Contest kam dieses Jahr sehr
plötzlich und dahergeschlichen, vielleicht würde es ja mehr Aufruhr
um die ganze Sache geben, wenn man sich hier noch darum kümmern
müsste, ob Deutschland überhaupt ins Finale kommt, muss man aber
nicht: Frankreich, Großbritannien, Spanien, Italien und Deutschland
sind die größten Geldgeber der EBU, der Europäischen
Rundfunkunion, was diesen Ländern immer das Recht an der Teilnahme
im Finale gibt. Ungerecht, oder? Und es verdirbt einem ja auch noch
den Nervenkitzel.
Wer
sich außerdem schon immer gewundert hat, was so fern klingende
Länder beim ESC machen, dem sei erklärt, dass sich jedes Mitglied
der EBU für den Eurovision Song Contest bewerben kann, so auch zum
Beispiel Ägypten.
So
schau ich also gestern das, öhm, vielfältige Programm an. Am besten
hat mir übrigens Rumänien gefallen, naja, nur 12. Platz.
Jedenfalls
waren alle heiter, alle froh, vor allem die Schweden, die wussten ja
schon, dass sie gewinnen würden, denn die letzten Länder, die ihre
punkte vergaben, waren schon dabei sich lieb und fein für die nette
Party zu bedanken, die Gastgeber zu loben und ihre Points zu
verteilen – doch dann … da kam sie: Die Deutsche, die uns allen
noch die Sause kaputt machen wollte, Anke Engelke, Anke, „the human
rights activist“, Anke THE BRAVE. Blöd nur, dass keiner irgendwas
bemerkt hat …
Von
vorn:
1)
Unser leicht schwafelnde Kommentator freut sich über die tolle
Stimmung auf der Reeperbahn in Hamburg (Was für eine Stimmung soll
wohl sonst auf der Reeperbahn herrschen?).
2)Und
die Anke bedankt sich also, noch wie es auch sein soll, bei den
Gastgebern für ihre „sweet performance“(?!).
3)
DANN gibt’s ein deutsches Lob an die „deutschen Helferinnen und
Helfer, die einen tollen Job gemacht haben“ auf Deutsch, woraufhin
die armen Moderaten in Aserbaischan nur mit irritiertem
Frettchen-Blick nicken konnten.
4)
Und DANN hat Anke, the Brave, ihren großen Auftritt: Aufgeregt, zu
schnell, stolpernd und holpernd spult sie ihren Text ab, dessen
Inhalt wohl schon im Vorherein unter den ARD-Leuten bekannt war, wie
sie es sagen würde, aber nicht.
„Diese
Nacht konnte keiner für sein eigenes Land abstimmen, aber es ist
„goood“, die Möglichkeit zu haben, zu wählen und es ist gut
eine Wahl zu sein … zu haben. Viel Glück auf deiner Reise,
Aserbaidschan. Europa beobachtet dich.“
…
Big
Brother, ähm, Europe is watching you?
In
die Nase genuschelt.
Das
war sie, die Heldentat. „Charmant und klug“ lese ich.
So
charmant, dass auch unser Kommentator nur bemerkt, dass sie „einen
guten Kommentar“ abgelassen hat. Ich frag mich, ob die Moderatoren
irgendwas davon bemerkt haben, was die Anke da so sagt.
Wahrscheinlich dachten sie nur „Was labert die da so lange, und
dann auch noch auf Deutsch, hat ja nicht mal ein Kleid an, die Olle.“
Hätt' ich wohl gedacht, wenn ich sie nicht verstanden hätte.
Hab
ich aber. Und ich find' schon mal nicht charmant. Die Anke ist sonst
ja überhaupt nicht politisch, eher dümmlich, in ihren Witzen.
Und
einen olympischen Geist in ihrer Aussage kann ich auch nicht finden.
Das soll ja schließlich eine friedliche und freundschaftliche
Veranstaltung sein. Ich weiß auch nicht, was an der Aussage subtil
sein soll, sie kam auf die Party und spuckte den Gastgebern ins
Gesicht, die wohl kaum etwas an der „politischen Situation“ dort
können und sich große Mühe gaben, es so zu machen, dass es auch
einer Anke Engelke from Germany gefallen wird.
Bin
ich die einzige, die die Aktion plump, unfreundlich, scheinheilig und
unangemessen findet?
Hier
ist ein Video, das bei YouTube überall Stürme der Begeisterung
hervorruft. Na ja.